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Dokumentart(en): Sammelwerksbeitrag Forschungsergebnis
Titel der Veröffentlichung: Abbrüche bei beruflichen Bildungsleistungen: Analyse der Angaben aus der Teilnehmerbefragung

Vortrag auf dem Zwanzigsten Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 14. bis 16. März 2011 in Bochum

Bibliographische Angaben

Obertitel:

Nachhaltigkeit durch Vernetzung

Autor/in:

Erbstößer, Sabine

Herausgeber/in:

Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund)

Quelle:

Berlin: Eigenverlag, 2011, Seite 228-230

Jahr:

2011

Der Text ist von:
Erbstößer, Sabine

Den Text gibt es seit:
2011

Inhaltliche Angaben

Beschreibung:

Das steht in dem Text:

Hintergrund:

Ziel der beruflichen Bildung der Deutschen Rentenversicherung (RV) ist die Verhinderung von Erwerbsunfähigkeit und die Erhaltung und Erlangung der Erwerbsfähigkeit beziehungsweise Erwerbstätigkeit (Erbstößer et al., 2008). Ein Indikator hierfür ist die Wiedereingliederung im Anschluss an eine Maßnahme. Dem Maßnahmeabschluss kommt hierbei eine besondere Bedeutung
zu: Nach der Analyse der RV-Verlaufsstatistik liegen die Integrationschancen von Abbrechern deutlich niedriger als die von Nicht-Abbrechern (Erbstößer, Grünbeck, 2007), Auswertungen zu Einflussfaktoren auf die Wiedereingliederung belegen die Bedeutung des Maßnahmeabschlusses (Zollmann, Erbstößer, 2010; Erbstößer, 2010).

Fragestellung:

Eine Auswertung detaillierter Informationen über die subjektive Sicht der Rehabilitanden, erhoben durch die Teilnehmerbefragung der Rentenversicherung, soll hierzu nähere Aufschlüsse geben: Worin unterscheiden sich Abbrecher und Nicht-Abbrecher, beurteilen sie ihre Maßnahmen unterschiedlich, zeigen sich Unterschiede in der beruflichen Wiedereingliederung und lassen sich daraus konkrete Empfehlungen für den Reha-Prozess ableiten?

Methodik und Studiendesign:

Seit Juli 2006 wird von der Rentenversicherung eine Teilnehmerbefragung, der so genannte "Berliner Fragebogen", eingesetzt. Die Befragung ist ausgerichtet auf Absolventen beruflicher Bildungsleistungen (Qualifizierungen, Aus- und Weiterbildungen, Integrationsmaßnahmen). Ihr Ziel ist die Erfassung der Zufriedenheit der Versicherten mit Strukturen, Prozessen und Ergebnissen der beruflichen Bildungsleistung ein halbes Jahr nach dem Ende der Leistung. Für den Befragungszeitraum Juli 2007 bis Dezember 2008 liegen insgesamt von n gleich 10.948 Absolventen beruflicher Bildungsleistungen Fragebogenangaben und von n gleich 8.831 zusätzliche Angaben aus den RV-Routinedaten (Alter, Geschlecht etc.) vor. Der Fragebogenrücklauf lag nach einmaliger Erinnerung bei 44 Prozent.

Ergebnisse:

Bei Ende der Leistung sind die antwortenden Teilnehmer 43,3 Jahre alt, der Frauenanteil liegt bei 40 Prozent. 43 Prozent Leistungen werden in Berufsförderungswerken (BFW), 49 Prozent in so genannten sonstigen Bildungseinrichtungen und 6 Prozent im Betrieb erbracht (sonstiges 2 Prozent). Es entfallen 50 Prozent auf Aus- und Weiterbildungen, 9 Prozent auf Qualifizierungen und 41 Prozent auf Integrationsmaßnahmen. 83 Prozent der antwortenden Teilnehmer beenden die Maßnahme erfolgreich, weniger als 1 Prozent fällt durch (aufgrund ähnlicher Ergebnisse im Folgenden zusammengefasst und "Nicht-Abbrecher" genannt), 17 Prozent brechen die berufliche Bildungsmaßnahme ab (im Folgenden "Abbrecher" genannt), davon knapp zwei Drittel aus gesundheitlichen Gründen. Im Vergleich zu den RV-Routinedaten der RSD (Reha-Statistik-Datenbasis) 2008 zeigen sich leichte Verzerrungen.

Die Abbruchquoten sind weder geschlechts- noch altersspezifisch unterschiedlich, allerdings brechen Teilnehmer mit einer psychischen Erkrankung die Maßnahme häufiger ab (24 Prozent versus 17 Prozent bei Teilnehmern ohne eine psychische Erkrankung). Etwa 75 Prozent der Abbrecher wie auch der Nicht-Abbrecher fühlten sich zum Zeitpunkt der Antragstellung in ihrer Berufsausübung stark eingeschränkt. Allerdings werden sowohl der aktuelle Gesundheitszustand als auch die gesundheitliche Besserung im Vergleich zum Zeitpunkt der Antragstellung von Abbrechern deutlich schlechter eingeschätzt.

Insgesamt 53 Prozent der Teilnehmer sind in den (etwa 7-9) Monaten nach der Maßnahme mindestens einmal erwerbstätig gewesen. Dabei gelingt Abbrechern wesentlich seltener die Wiedereingliederung (26 Prozent) als Nicht-Abbrechern (57 Prozent). Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten ist mit drei Vierteln vergleichbar hoch, Abbrecher sind jedoch etwas häufiger befristet eingestellt (43 Prozent versus 36 Prozent Nicht-Abbrecher). Auch ist die gesundheitliche Situation der arbeitenden Abbrecher etwas schlechter: 39 Prozent geben an, weiterhin Einschränkungen durch gesundheitliche Probleme zu haben (32 Prozent der Nicht-Abbrecher) und fühlen sich auch häufiger dadurch in ihrer Erwerbstätigkeit benachteiligt (29 Prozent versus 19 Prozent der Nicht-Abbrecher). Abbrecher beurteilen auch die Maßnahme insgesamt schlechter: So sind zum Beispiel nur 44 Prozent der Abbrecher der Meinung, dass ihre eigenen Vorstellungen bei der Wahl der Leistung einbezogen wurden (54 Prozent der Nicht-Abbrecher). Mit der Maßnahme insgesamt zufrieden sind nur 28 Prozent der Abbrecher im Vergleich zu 53 Prozent der Nicht-Abbrecher. Auch die Auswirkungen der Maßnahme werden insgesamt negativer bewertet: Abbrecher sind häufiger der Meinung, dass sie den Arbeitsplatz auch ohne die Maßnahme bekommen hätten (51 Prozent versus 28 Prozent), dass sie ihr erlerntes Wissen nicht anwenden können (32 Prozent versus 19 Prozent) und die Tätigkeit ohne die Maßnahme ausführen könnten (54 Prozent versus 32 Prozent).

Schlussfolgerung und Diskussion:

Aus den Routinedaten wird deutlich, dass Abbrüche vorwiegend gesundheitlich begründet sind. Der Einfluss der gesundheitlichen Situation auf das Gelingen der Bildungsleistung lässt sich auch mit den Befragungsdaten nachzeichnen. Dabei ist es nicht die (gleich schlechte) subjektive gesundheitliche Ausgangslage, die den späteren Abbruch einer Maßnahme erklärt. Vielmehr scheint eine geringere gesundheitliche Besserung während der Bildungsleistung einen Einfluss auf den Abbruch zu haben. Dies weist darauf hin, dass im Verlauf der Maßnahme nicht nur der Vermittlung von Wissen und der Verbesserung der Schlüsselqualifikationen eine hohe Bedeutung zukommt, sondern auch der Verbesserung und Stabilisierung der gesundheitlichen Situation der Teilnehmer.

Wo bekommen Sie den Text?

Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund)
Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Experten/R...

Weitere Informationen zur Veröffentlichung

Referenznummer:

R/NV336634

Informationsstand: 29.03.2011