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Bibliographische Angaben zur Publikation
Übergänge: Ein Modellprojekt zur Integration autistischer und psychotischer junger Erwachsener
Konzepte und Erfahrungen
Sammelwerk / Reihe:
Freudenberg Stiftung informiert
Autor/in:
Feuling, Martin; Glatz, Thomas; Nonnenmann, Horst
Herausgeber/in:
Quelle:
Walldorf: Integra, 1991, 120 Seiten: DIN-A4, Broschur
Jahr:
1991
Abstract:
Der Verein für psychoanalytische Sozialarbeit e.V. hat ein Projekt zur Integration seelisch schwerst behinderter junger Erwachsener in das Arbeitsleben (Arbeitsprojekt) entwickelt. Die Studie beschäftigt sich vorwiegend mit Analyse und Therapie autistisch erkrankter Menschen vom psychoanalytischen Standpunkt aus.
1. Analyse autistischer Erkrankungen
Der Autist ist in gewisser Hinsicht in seiner Entwicklung auf einer frühkindlichen Stufe stehengeblieben. Er lebt in seinem Bewusstsein noch in einem allumfassenden Mutter-Universum ohne Differenzierung zwischen sich und der Außenwelt, zwischen Ich und Du. Sein Lebensgefühl kann als Verschmelzung (Fusion) mit der Außenwelt beschrieben werden.
Sein Verhalten ist gekennzeichnet von der Leugnung und Ablehnung von Realität, von Unterschieden, von Nicht-Ich. Er nimmt seine Umwelt vor allem über den Geruchs- und Tastsinn wahr (wie Kleinkinder) und versucht sie im Sinne seiner fiktiven Verschmelzung zu kontrollieren. Grundimpuls ist die Angst, verlorenzugehen, das Gefühl einer elementaren Bedrohung seiner Person durch das Andere. Differenzierungen lösen Angst aus und verstärken seine aggressiven autistischen Kontrollversuche.
2. Therapie autistischer Erkrankungen
Auf diesem Hintergrund versucht das Projekt, eine dritte Instanz zwischen Autist und Mutter-Umwelt einzuführen. Dadurch soll die krampfhafte Verschmelzung gelöst und eine distanziertere Wahrnehmung und Einstellung ermöglicht werden. Da aber der Autismus (wie die meisten psychotischen Erkrankungen) nicht heilbar ist, sondern seinen Raum (seine Betätigung) braucht, wird für den Autisten ein Arrangement verschiedener, voneinander klar getrennter Lebensbereiche mit verschiedenen Gesetzen eingerichtet. Die fehlende innerpsychische Struktur und Unterscheidungsfähigkeit soll durch äußere Instanzen ersetzt werden. So werden etwa die kranken Persönlichkeitsanteile in einem therapeutischen Raum (Psychoanalytische Wohngruppe oder Einzelstunde) gelebt, dass.heißt aber auch begrenzt und gebunden, während unter Begleitung einer psychoanalytisch ausgebildeten Person ein Autist die Außenwelt am Arbeitsplatz als weniger bedrohlich erlebt und die Situation bewältigen kann.
Gerade für den Autisten ist Arbeit als sachbezogene und nach festen Gesetzen ablaufende Tätigkeit ein geeigneter Einstieg in das soziale Leben, dass.heißt. in die Begegnung mit dem Nicht-Ich, dem eigenwilligen (und bedrohlichen) Du. Erst in einer langsamen Entwicklung kann der Autist lernen, die Außenwelt, vor allem die Mitmenschen als Gegenüber wahrzunehmen und frei, ohne übertriebene Kontrollmechanismen auf sie zu reagieren. Die äußere Instanz als Stütze seiner schwachen psychischen Strukturen kann nie ganz wegfallen. Anhand zweier Fallbeispiele wird die Vorgehensweise und Effizienz des Projekts ausführlich dargelegt.
Weitere Informationen:
Schlagworte:
- Arbeit /
- Arbeitsbegriff /
- Arbeitsleben /
- Begriff /
- Behindertenorganisation /
- Berufliche Integration /
- Darstellung /
- Erwachsener /
- Forschung /
- Integration /
- Konzept /
- Organisation /
- Praxisbeispiel /
- Problemanalyse /
- Projekt /
- Psychische Erkrankung /
- Psychose /
- Rahmenbedingung /
- Schwerstbehinderung /
- Selbstdarstellung /
- Sozialarbeit /
- Übergang /
- Wohnen /
- Wohngruppe /
- Zielsetzung
Informationen in der ICF:
Dokumentart:
Buch/Monografie / Forschungsergebnis
Bezugsmöglichkeit:
Integra Services GmbH
Homepage: https://www.integra-walldorf.de/
Um Literatur zu beziehen, wenden Sie sich bitte an Bibliotheken, die Herausgeber, den Verlag oder an den Buch- und Zeitschriftenhandel.
Referenznummer:
R/MO0145
Informationsstand: 10.12.1993